Langsame Entspannung

Am Montag, 16.09. erreicht uns von Norden ein weiteres Niederschlagsfeld. Entlang der Nordalpen ist im Tagesverlauf mit bis zu 40mm zu rechnen. Zwischen Dachstein und Ennstaler Alpen steigt die Schneefallgrenze von 1.200m bis auf 2.100m morgen Früh. Weiter nach Osten Richtung Veitsch und Schneealpe ist es bereits aktuell wärmer, hier steigt die Schneefallgrenze bereits tagsüber auf über 2.000m an.

AROME- 24h Niederschlagsprognose

Mit den prognostizierten Niederschlägen in Verbindung mit der steigenden Schneefallgrenze ist mit einer weiteren Anfeuchtung/Durchnässung der Schneedecke zu rechnen. In Folge ist mit vermehrter Gleitschneelawinen – sowie (nasser) Lockerschneelawinenaktivität zu rechnen. Davon betroffen können vor allem höher gelegene Verkehrswege sein – etwa die Zufahrten zu Almen.

Hohe Schneewasser-Äquivalentwerte der gesättigten Schneedecke entlang der Nordalpen
Beispiel für die Schneesituation Hochschwab Nord: Hoher Wasserwert der Schneedecke und sinkende Schneepegel mit den steigenden Temperaturen
Nasse Lockerschneelawine im Riesachsee-Gebiet. Quelle: ÖBD
Die Gleit- und Nassschneelawinenaktivität steigt mit Durchfeuchtung der Schneedecke. Links: Gleitschneeabgänge auf steilen Wiesenhängen auf der Veitsch (Quelle: Scheikl). Rechts: Über der Hochwasserführenden Salza im Bereich Wildalpen frische Ablagerungen von Nassschneelawinen in aperen Auslaufbereichen (Quelle: Kain). Beide Aufnahmen vom 16.09.

Aktualisierung der Schnee- und Lawinensituation in der Steiermark

Das bei uns seit nunmehr fünf Tagen wetterwirksame Vb-Tief hat seine Position nur wenig verändert und liegt mit Kern über Ungarn. Mit der Okklusion des Sturmtiefs gelangen weiterhin sehr feuchte Luftmassen zu uns. Dazu kommt der orkanartige Nordwind. Heute Sonntag liegt der Niederschlagsschwerpunkt anfangs im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet, im Tagesverlauf greift die Okklusion wieder weiter nach Westen Richtung Ausseerland und Dachsteingebiet aus. Die Schneefallgrenze liegt anfangs bei 900 bis 1100m und steigt am Nachmittag gegen 1.300m an. In den Hochlagen kommen nochmals bis 50cm Neuschnee dazu.

Die Niederschlagshöhen der vergangenen 72 Stunden betragen entlang der steirischen Nordalpen bis zu 250mm und in den Niederen Tauern bis zu 130mm. Die höchsten Mengen sind bisher in Niederösterreich in den Ybbstaler Alpen mit bis zu 350mm gefallen!

Der auf den Bergen bisher gefallene Schnee ist bis in mittlere Lagen hinauf recht feucht und setzt sich rasch. In den Hochlagen hat der permanente Sturm Kämme und Grate freigelegt, es haben sich darunter ausgedehnte Triebschneefelder gebildet.  

Dementsprechend zeigen die Schneepegel des Lawinenwarndienst deutlich geringere Schneehöhen von bis zu 140cm an.

SNOWGRID Gesamtschneehöhen (mit Setzung der letzten 24h) mit Stand 15.09.2024

Der weitere Niederschlagseintrag in Form von feuchtem Schnee, ab morgen Montag bei langsam steigender Schneefallgrenze auch als Regen bewirkt verstärktes Gleiten der Schneedecke am nassen Boden. Gleitschneerutsche an Straßenböschungen hochgelegener Verkehrswege und Gleitschneelawinen aus sehr steilen Grashängen der Hochlagen können die Folge sein.

48h-Neuschneesummen für den Zeitraum 14.09. 12:00 bis 16.09. 12:00

Ein Ende dieser Wetterlage ist erst in der Nacht auf Dienstag in Sicht. Die Schneefallgrenze steigt bis dahin auf über 2.000m an und wird die Gleitschneelawinenaktivität nochmals verstärken!

AROME- Niederschlagsprognose bis Dienstag, 17.09. 00:00 Uhr; Ausgangslage Sonntag, 15.09. 00:00 Uhr

Vor Touren und Wanderungen im Hochgebirge wird derzeit dringend abgeraten!

Der Winter ist angekommen!

In den letzten 24 Stunden ist der Winter eingekehrt. In den Hochlagen der Nordalpen sind bereits zwischen 40 und 50 cm Neuschnee gefallen. In den Niederen Tauern waren es ca. 30 cm Neuschnee. Einige Schneepegel lassen den Anstieg der Schneehöhe gut erkennen.

An der Station am Schladminger Gletscher (Dachstein) wachst die Schneedecke rasch an, die Station Galsterberg (nördl. Schladminger Tauern) hat seit Beginn des Niederschlagsereignisses 30 cm Neuschnee gemessen. (Quelle: LAWIS)

Wie geht es weiter?

Am Freitag und am Samstag schneit es intensiv in die Nordalpen und in den Niederen Tauern, es können je nach Höhenlage 30 bis 150 cm Schnee zusammenkommen. In den Staulagen werden die Neuschneemengen etwas mehr sein. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 700 und 1300m Höhe. Der Wind legt weiter zu und weht stürmisch aus Nordwest.

Der Schnee lagert sich auf einem sehr warmen Boden ab. Dadurch steigt während des Ereignisses die Möglichkeit von Gleitschneelawinen an. In den Hochlagen werden durch den intensiven Schneefall in Kombination mit dem stürmischen Wind auch Lockerschneelawinen erwartet.

Am Montag steigt sehr wahrscheinlich die Schneefallgrenze an und es kann sehr weit hinauf regnen. Nassschneelawinen bleiben Thema.

Niederschlagsverteilung bis Sonntag (15.09). (Quelle: GeoSphere Austria)
24h Neuschneesumme (mit Setzung) 13.09. bis 14.09. (Quelle: SNOWGRID GeoSphere Austria)
48h Neuschneesumme (mit Setzung) 13.09. bis 15.09. (Quelle: SNOWGRID GeoSphere Austria)

Erster massiver Wintereinbruch der Saison 2024/2025!

Nachdem am Montag, 9. September, eine Kaltfront die lang anhaltende, spätsommerliche Hitze- und Trockenperiode in der Steiermark beendet hat, folgt nun ab Donnerstag ein massiver Wintereinbruch mit voraussichtlich extremen Niederschlagsmengen in den Nordstauregionen bei gleichzeitigem Absinken der Schneefallgrenze etwa 1200 m Seehöhe.

Beginnend im Westen der Steiermark von den Gurktaler Alpen im Süden bis zum Toten Gebirge im Norden setzt bereits in der Nacht auf Donnerstag kräftiger Niederschlag bei rasch sinkender Schneefallgrenze ein. Bis Freitag, 2 Uhr (0:00 UTC, siehe Abbildung) sind in den höchsten Lagen bis zu 40 cm Neuschnee zu erwarten. Auf hoch gelegenen Passstraßen (über etwa 1200 m) ist bereits mit Straßenglätte bzw. Schneefahrbahn zu rechnen.

Prognose der Schneehöhe bis Fr. 13.9. 00UTC. Quelle: GeoSphere Austria

Allerdings ist das aus heutiger Sicht erst der Anfang einer extremen Wetterphase. Nach den derzeitigen Prognosen ist damit zu rechnen, dass ein abgekoppeltes, kleines Tiefdruckgebiet langsam um den Alpenraum zieht („Vb-Zugbahn“) und in den folgenden Tagen bis Dienstag, 17. September, großflächig rekordverdächtige Niederschlagsmengen und stürmischen Wind bringt. Nach diesen Prognosen sind die östlichen Nordstauregionen mit über 300 mm Gesamtniederschlag und einem Anstieg der Schneehöhen (unter Einberechnung der Setzung) auf über 1 m am stärksten betroffen. Die Folgen dieser Wetterlage könnten nicht nur eine erste Phase mit spontaner Lawinenaktivität in höheren Lagen, sondern auch Schneebruch mit Folgeproblemen in der Stromversorgung und eine kritische Hochwasserlage in den Niederungen sein.

Prognose der Niederschlagssumme von Mi. 11.9. 00UTC bis Di. 17.9. 18UTC. Quelle: GeoSphere Austria

Wie sich die Lage im Detail entwickeln wird, ist derzeit noch unsicher, aber bereits jetzt ist klar, dass uns eine außergewöhnliche Wetterphase bevor steht. Wir werden euch in den nächsten Tagen am Laufenden halten, wie sich die Schnee- und Lawinensituation auf den Bergen entwickelt!

Ende der Saison 2023/2024 - Ausblick auf die kommenden Tage

Mit dem 1. Mai hat der Lawinenwarndienst Steiermark die Herausgabe der regelmäßigen Lawinenberichte beendet. Fast zeitgleich wurde das Ende der Saison mit dem schon traditionellen Saisonrückblick und der Prämierung der besten Fotos aus dem Skitourenportal am Institut für Geografie der Universität Graz gefeiert. Die Siegerfotos sind in zwei Beiträgen im Tourenportal (hier und hier) zusammengefasst.

Da der Winter 2023/2024 zwar ungewöhnlich warm, aber relativ niederschlagsreich war, gibt es in höheren Lagen durchaus noch einigen Schnee, z.B. 180 cm am Grimming/Multereck (2153 m), und es ist nach wie vor die großteils geringe, aber dennoch vorhandene, Lawinengefahr zu beachten (primär Nassschneeproblem bei tageszeitlicher Erwärmung). Die Ausaperung schreitet aber zügig voran. 

Für die erste Maihälfte kündigt sich eher wechselhaftes Wetter bei meist der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen an, es ist aber derzeit kein stärkerer Wintereinbruch in Sicht, der die Lawinensituation deutlich verschärfen könnte. Falls es dennoch noch einmal dazu kommen sollte, informieren wir euch an dieser Stelle!

Das Team des Lawinenwarndienst Steiermark wünscht euch einen schönen und unfallfreien Sommer!