Vorankündigung Lawinensymposium 2025

Wintereinbruch auf den Bergen

Die Okklusion eines Tiefs zieht zurzeit über den Osten Österreichs und staut sich an der Alpennordseite. Mit kühleren Luftmassen aus Norden gibt es in den nächsten Tagen winterliche Bedingungen auf den Bergen. Der Niederschlagsschwerpunkt liegt in den klassischen Staugebieten, aber speziell am Samstag schneit es auch im Steirischen Randgebirge stärker. Die Schneefallgrenze liegt am Wochenende noch recht hoch bei etwa 1500 m, sinkt aber am Montag kontinuierlich bis auf etwa 900 m ab. Am Dienstag kommen wir in eine Hochdruckrandlage und der Niederschlag wird deutlich weniger, nur die Bewölkung bleibt noch hartnäckig und der Nordwind weht noch stark. In Summe werden in den Nördlichen Tauern, dem Toten Gebirge und den Ennstaler Alpen bis zu 80 cm Neuschnee fallen, in den südlichen Tauern und am Hochschwab sind bis zu 60 cm möglich, im Steirischen Randgebirge wird über der Schneefallgrenze etwa ein halber Meter fallen.

Der bereits gefallene Neuschnee bis Samstagmittag laut Snowgrid-Analyse. (Quelle: GeoSphere Austria)
Prognose der Neuschneesummen von Samstag 29.03. 13:00 Uhr bis Dienstag 01.04. 02:00 Uhr. (Quelle: GeoSphere Austria)

Der Schnee lagert sich südseitig sehr verbreitet auf apere Flächen, nordseitig hingegen auf eine feuchte, überwiegend stabile Altschneedecke ab. Mit zunehmend lebhaften, ab Samstagabend auch stürmischen Wind aus Nord/Nordwest entstehen frische Gefahrenstellen in Form von Triebschneeablagerungen. Der Umfang der Gefahrenstellen nimmt mit der Höhe und dem Andauern der Schneefälle zu. Schneebrettlawinen können von einzelnen Alpinisten ausgelöst werden. Die Gefahrenstellen sind aufgrund der schlechten Sichtbedingungen oft schwer zu erkennen!

Prognose des Mittelwinds für Sonntag 13 Uhr. Es wird stürmisch auf den Bergen. (Quelle: GeoSphere Austria)

Kurzes Winter-Comeback

Nach langer Zeit wieder Neuschnee

Nach einer lang anhaltenden niederschlagsfreien Witterungsphase hat der Winter seit vergangenen Mittwoch ein kurzes Comeback gefeiert. Ausgehend von mehreren Niederschlagsstaffeln ab dem Abend des 12.03. fielen auf den Bergen bis 15.03. in Summe zwischen 15 und 40 cm Neuschnee. Die feuchten Luftmassen kamen dabei aus Südwesteuropa, die Schneefallgrenze pendelte dabei stark. Erst mit dem Niederschlagereignis in der Nacht auf Samstag (15.03.) sank die Schneefallgrenze kurzzeitig bis in manche Tallagen ab und sorgte bei manch Einem für ein unerwartetes Winterambiente beim Erwachen.

Seit längerem wieder flächendeckender Neuschnee in der Steiermark. Stellenweise waren es über 30 cm. (Abbildung: Analyse Modell SNOWGRID Schneezuwachs (Gesamtschneehöhe) mit Setzung von 12.03. 12:00 Uhr bis 15.03. 12:00 Uhr). Quelle: GeoSphere Austria


Entwicklung der Lufttemperatur und der Schneehöhe in den Gruktaler Alpen (Turracher Höhe), einem der "Hotspots" diese Ereignisses. Quelle: LAWIS


Anhand der Windgrafiken schön zu erkennen: die anhaltende Strömung aus südlichen Richtungen sowie die "Windstille" während der Schneefallphase in der Nacht auf den 15.03. Quelle: LAWIS


Neben der Gefahr einer Schneebrettauslösung (Trieb- bzw. Neuschneeproblem) stieg am 15.03. auch kurzzeitig die Aktivität spontaner Lockerschneelawinen an, die sich aus extrem steilem Gelände mit mehr Neuschnee lösten. Oft war die zu dieser Jahreszeit bereits kräftige diffuse Strahlung, stellenweise auch kurze Sonnenfenster, der Auslöser.

Gefahrenstelle hinter einer Geländekante, die schwach gebundene Auflage konnte leicht gestört werden. Quelle: LWD Steiermark


Das dazu passende Profil zeigt den markanten Übergang zwischen lockerer (schwach gebundener) Auflage und gesetzter Altschneedecke. Quelle: LAWIS


Beispiel für die rege Lockerschneelawinenaktivität am 15.03. aus den Niederen Tauern (Salzburg). Quelle: Griesser Samuel, SNOBS


Die weitere Entwicklung: Auf kalt und windig folgt mild und sonnig. Kurzzeitig frischer, störanfälliger Triebschnee!

Ein Tiefdruckausläufer aus Norden steift den Osten von Österreich und sorgt kurzeitig für kalte (-10 Grad in 2000 m) und stellenweise stürmische Verhältnisse auf den Bergen. Somit wird die vorhandene, lockere Schneeauflage umgelagert und als frischer, störanfälliger Triebschnee in sämtlichen Bereichen, speziell aber in den erweiterten Südexpositionen abgelagert. Ab Dienstag beschert uns zunehmender Hochdruckeinfluss strahlend sonniges und mildes Bergwetter. Rasch wird sich wieder eine Frühjahres-Lawinensituation entwickeln.

Prognostizierte Windspitzen für Österreich für Montag Nachmittag. Quelle: GeoSphere Austria


Nach dem Abzug des Tiefdruckausläufers (blau) aus Österreich Richtung Osten wartet anschließend im Westen schon ein ausgeprägtes Hoch (Prognose 18.03., 06:00 Uhr). Quelle: GeoSphere Austria

Weiterhin sehr trockener Winter in der Steiermark

In der Steiermark lässt sich der Winter 24/25 bislang mit den Prädikaten überdurchschnittlich trocken sowie speziell im Bergland sehr sonnig und mild beschreiben. Das Resultat ist eine allerorts teils gravierend unterdurchschnittlich Schneedeckenmächtigkeit, in vielen Regionen ist keine geschlossenen Schneedecke vorhanden.

Die Grafiken zeigen die Abweichung der Niederschlagssumme, der Lufttemperatur und der Sonnenscheindauer für Dezember 2024 bzw. Jänner 2025 im Vergleich zum Mittel 1991 - 2020 in Österreich. Quelle: GeoSphere Austria

Den letzten nennenswerten Neuschneezuwachs in den steierischen Bergen gab es im Zuge eines massiven Kaltfrontdurchzuges am Dienstag dem 28.01. Nach einer länger anhaltenden Hochdruckphase brachte diese Störung im Gegensatz zu den südwestlichen Alpenregionen jedoch nur wenig Neuschnee, in Summe waren es maximal 20 cm. Dieser fiel bei starkem Windeinfluss, zudem kühlte es rasch und deutlich ab. Jedoch blieb es bei diesem kurzen Intermezzo, schon am darauffolgenden Tag beruhigte sich das Wetter, es wurde erneut sehr sonnig und mild, stabiles Wetter dominierte.

Anhand der Aufzeichnungen der Stationsdaten vom Galsterberg, der Tauplitz (Lawinenstein) bzw. vom Grimming ist der Störungsdurchzug am 28.01. mit starkem Nordwestwind, rapider Abkühlung und etwas Neuschnee sowie die Wetterberuhigung danach gut abgebildet. Quelle: Lawis

Die Lawinengefahr beschränkt sich aufgrund der Schneelage zurzeit auf nur wenige Gefahrenstellen. Die vorhandene Schneedecke ist weitgehend gut gesetzt. Potentielle Schwachschichten für Schneebrettlawinen finden sich nur im Altschnee, jedoch fehlt zurzeit meist eine ausreichend gebundene Auflage. Spontane Gleitschneelawinen sind besonders sonnseitig aufgrund der durchfeuchteten Schneedecke zwar möglich, oft fehlt dazu aber eine ausreichend mächtige Schneedecke. Dafür wurde in diesem Winter in höheren Lagen schon oftmals von "traumhaften Firnverhältnissen" gesprochen, wie im Frühjahr....

Die beiden nordseitigen Schneeprofile (links Wölzer Tauern, rechts Ennstaler Alpen) vom 01.02. zeigen eine unterschiedlich stark gebundene, dünne Schneeauflage, darunter Krusten mit eingelagerten Kantigen Schichten. Die Störanfälligkeit ist eher schwach. Quelle: Lawis

Auch in der kommenden Woche scheint in den Ostalpen trockenes Hochdruckwetter zu dominieren, Neuschneezuwachs ist somit mittelfristig leider keine in Sicht.....

Die Prognose der Neuschneesumme für die Planneralm (1580 m) zeigt aus heutiger Sicht mittelfristig keine großen Zuwächse. Quelle: GeoSphere Austria

Ende der Hochdruckwetterlage – ein kurzer Blick auf die Schneedecke und Ereignisse der vergangenen Tage

Die seit 26.12. herrschende Hochdruckwetterlage nimmt vorerst ein Ende. Am Donnerstag (02.01.) erreichen zunehmend kalte Luftmassen aus Norden die steirischen Berge, begleitet von auflebendem Wind. Was aber weiterhin fehlt: Neuschnee auf den Bergen.

Die Schneehöhenanalyse bestätigt: Zur Zeit liegt wenig Schnee auf den Bergen, dieser konzentriert sich auf die Nordalpen. Südlich von Mur-Mürz ist keine geschlossenen Schneedecke vorhanden. Quelle: GeoSphere Austria

Seit den letzten ergiebigeren Schneefällen unter Windeinfluss um Weihnachten in den nördlichen Regionen bestimmte stabiles und trockenes Hochdruckwetter die Schneedeckenverhältnisse. In höheren, schattigen Bereichen rückte ein Altschneeproblem in den Vordergrund, sonnseitig nahm in schneereicheren Regionen kurzzeitig die Nassschneeaktivität und generell die Gleitschneeaktivität etwas zu.

Das Altschneeproblem fußt dabei vorrangig auf eine Schwachschicht aus kantigen Kristallen, die sich um eine ausgeprägte Schmelzkruste ausbilden konnte. Diese Kruste entstand in der Phase zwischen dem 16.12. und 21.12., nach überaus milden (Plusgrade bis knapp 3000 m) und sonnigen Bedingungen folgte ein Temperatursturz, in weiterer Folge bildete sich mit Sturm und Neuschnee eine gebundene Schneeauflage. Ab dem 26.12. sorgte beständiger Hochdruckeinfluss sonnseitig zu einer recht raschen Setzung und Anfeuchtung (also zunehmender Destabilisierung) der Schneeauflage, was zu einer kurzeitig erhöhten Gefahr von Nassschneelawinen aus steilem Gelände führte. Zudem zeigten sich auf steilen Wiesenhängen die ersten Gleitschneemäuler. In steilen, hochgelegenen Hängen der Expositionen Nordwest bis Südost bestand unverändert die Gefahr von Schneebrettauslösungen im Altschnee durch geringe Zusatzbelastung.

Anhand der Stationsdaten der Messstation am Hauser Kaibling sind die prägenden Phasen für die Schneedecke recht gut zu erkennen. Roter Rahmen > mild, Bildung der Kruste, blauer Rahmen > Abkühlung, Wind und Neuschnee, gelber Rahmen > Hochdruckphase. Quelle: Lawis

Folgend Bilder zum beschrieben Ablauf

Spontane Lawine am Pleschnitz Zinken an einem der ersten Tage mit Hochruckeinfluss. Quelle: Zörweg


Gleitschneeaktivität in den Schladminger Tauern. 29.12.2024, Quelle: Laszlo


Schneemaul am Kreuzriedel am 29.12.2024. Quelle: Kren


Gleitschneelanriss und-lawine im Gesäuse. Quelle: Kren


Nassschneerutsche aus steilen, felsigen Bereichen wurden zu Beginn der Hochdruckphase mit der Durchfeuchtung der Schneeauflage kurzeitig häufiger. Quelle: BR Kren


Bei einem Ereignis am Grabnerstein am 27.12.2024 wurde eine Person teilverschüttet. Quelle: BR Kren


Am Blaseneck löste sich in der Nacht von 28. auf 29.12. ein Schneebrett in einem nordostexponiertem Hang vermutlich spontan. Quelle: Kren


Die Schneedeckenanalyse zeigte als relevante Schwachschicht kantige Kristalle über einer härteren Schicht im Altschnee. Quelle: Kren


Ein Profil vom 29.12. im Bereich der Rottenmanner Hütte (1800m, NO) zeigt eine Schwachschicht aus kantig aufgebauten Kristallen unter der beschrieben Schmelzkruste. Quelle: Tadler


Auch in den Wölzer Tauern wurden potentielle Schwachschichten um die vorhandene Schmelzkruste gefunden (1900 m, NO), die Stabilitätstests ergaben eine mäßige Störbarkeit. Quelle: LWD


In den klaren Nächten konnte sich während der Hochdruckphase großflächig Oberflächenreif bilden. Quelle: LWD


Wie geht es weiter?

Mit einer Kaltfront, die in der Nacht auf Freitag (03.01.) über die Steiermark zieht, kühlt es in allen Höhen deutlich ab. Der Wind aus Nordwest wird kräftig, es fällt aber nur wenig Neuschnee, am meisten im Toten Gebirge und der Dachsteinregion. Aus heutiger Sicht geht es mit wechselnden Bedingungen weiter, mit Zwischenhochdruckeinfluss wird es ab 05.01. voraussichtlich wieder deutlich milder bevor die nächste Kaltfront wieder Wind und Abkühlung bringt ... und vielleicht auch etwas mehr Neuschnee ...

Die Kaltfront in der Nacht von 02.01. auf 03.01. hat laut Prognose in der Steiermark nur wenig Neuschnee im Gepäck. Quelle: GeoSphere Austria


Mittelfristig könnte es Mitte nächster Woche etwas mehr Neuschnee geben, wie hier für die Planneralm prognostiziert. Quelle: Snowgrid, GeoSphere Austria