Die frühlingshaften Temperaturen sind vorerst vorbei.

Von Freitag (24.3.) auf Samstag (25.3.) ist von Nordwest eine Kaltfront über die Steiermark hereingezogen, die das Temperaturniveau deutlich absinken lässt und Niederschlag mitgebracht hat. Die Schneefallgrenze ist langsam gesunken und es gab bis zu 10 cm Neuschnee in der Obersteiermark.

An der Station Grimming kann man die Wetteränderung sehr gut sehen. (Quelle: LWD STMK)

Insgesamt ist nicht mehr viel Schnee auf den steirischen Bergen. Speziell unter 1500 m Seehöhe und südexponiert bis in die Hochlagen sind die Hänge schon verbreitet aper. Nur Rinnen sind noch recht gut gefüllt.

Gesamtschneehöhe am Samstagvormittag, 25.3.2023, laut SNOWGRID. (Quelle: GeoSphere Austria)

Am Wochenende ist es wettertechnisch zwar nicht sehr freundlich aber ruhiger und zwischen den dichteren Wolken kann sich auch zeitweise die Sonne zeigen. Am Sonntagnachmittag bringt die nächste Kaltfront anhaltenden Niederschlag und Schneefall bis unter 1000 m Seehöhe aus Nordwest. Der Schneefall reicht am Montag und Dienstag lokal sogar bis in die Täler und erst am Mittwoch gibt es wieder eine Wetterbesserung. Mit lebhaftem Wind aus nordwestlicher Richtung bildet sich in dieser niederschlagsreichen Phase frischer Triebschnee, der die Lawinengefahr wieder ansteigen lässt.

Der zu erwartende Neuschnee von Sonntag 0 Uhr bis Dienstag 0 Uhr laut SNOWGRID. (Quelle: GeoSphere Austria)

Starker Erwärmungsimpuls - Die Ausaperung schreitet voran

Frühlingshafte Bedinungen halten bereits seit einiger Zeit auf den Bergen Einzug. Trotz einer kurzen Unterbrechung am Mittwoch und Donnerstag, 15.&16.03.2023, und etwas Neuschnee im Nordstaubereich, schreitet die Ausaperung aufgrund der anhaltenden Wärme weiter voran. Die Grafik unserer Wetterstation Tamischbachturm zeigt zwei massive Erwärmungsereignisse mit tw. knapp 10 Grad auf bis zu 2000 m.

Stationsgrafik Tamischbachturm. Quelle: Lawis

Besonders die sonnseitigen Hänge sind somit bis in die Hochlagen durchfeuchtet, unterhalb der Baumgrenze liegt hier gebietsweise kaum noch Schnee oder nur eine stark durchbrochene Schneedecke.

Nur noch in den Hochlagen ist eine durchgehende Schneedecke zu finden, in tiefen und mittleren Lagen schreitet die Ausaperung voran. Quelle: Fotowebcam.eu

Schattseitig hat die Schneedecke derzeit noch mehr Kältereserven. Bis auf etwa 1500 m hat die Wärme auch schattseitig gewirkt und die Schneedecke ist oberflächlich feucht, in höheren Lagen hat die Schneedecke noch Kältereserven. Derzeit ist die Schneedecke in den Nordhängen noch recht stabil, Schwachschichten in den Triebschneeansammlungen vom 15 & 16.03.2023 haben sich durch den Wärmeeinfluss abgebaut und gut verbunden. Dennoch sind Schichten aus kantigen Kristallen tiefer in der Schneedecke zu finden, welche bei erstmaliger Durchfeuchtung als Schwachschicht "aktiviert werden" können. Diese sind derzeit, wenn überhaupt, nur durch große Belastung anzusprechen und neigen nicht zur Bruchausbreitung.

Schneeprofil am Weg zum Stadelstein. Derzeit ist die Schneedecke stabil und kompakt. Oberflächlich hat die Schneedecke noch Kältereserven. Das Triebschneepaket vom 15. & 16.03.hat sich bereits zut mit der ehemaligen Altschneedecke verbunden und es konnte beim ECT Test kein Bruch ausgelöst werden. Schichten aus kantigen Kristallen um Schmelzkrusten können bei weiterer Durchfeuchtung als Schwachschicht "reaktiviert" werden, auch wenn sie derzeit nicht auf Schneedeckentests ansprechen.

Bis inklusive Sonntag hält die Wärme bis in hohe Lagen an. Mit einer Drehung des Windes auf nördliche Richtungen kühlt es Sonntagabend jedoch vorübergehend etwas ab und am Montag kann es in allen Gebirgsregionen oberhalb von 1500 m vorübergehend leicht schneien. Die Niederschlagsmengen sind aber überschaubar.

Druckverteilung über Europa. Am Montag liegen die Alpen in nördlicher Anströmung und es wird vorübergehend etwas kälter.
24h Niederschlag vom Montag. Die Niederschlagsmengen bleiben gering.

Tödlicher Lawinenunfall in der Steiermark

Am Samstagnachmittag (11.03.2023) startete ein Skitourengeher Richtung Sarstein. In einer extrem steilen Rinne kurz unterhalb des Sarstein-Gipfels löste er im Aufstieg ein Schneebrett im frisch eingewehten Triebschnee aus. Die Anrisshöhe betrug dabei ca. 40 cm und riss den Skitouren geher mit, welcher in Folge etwa 80 cm tief verschüttet wurde. Die Person war alleine unterwegs und konnte erst in der Nacht von Samstag auf Sonntag gefunden werden. Mit diesem Unfall, der tödlich ausgegangen ist, hat die Steiermark den ersten Lawinentoten in der Saison 2022/2023.

Übersichtsbild der Lawine am Sarstein, 12.03.2023    Quelle: Bergrettung
Am Lawinenkegel bei der nächtlichen Bergung, 12.03.2023.   Quelle: Bergrettung
Lawinenbahn, 12.03.2023 Quelle: Alpinpolizei

Unsere Unfallerhebung in Zusammenarbeit mit der Alpinpolizeit am Montag, 13.03.2023, zeigte, dass es sich um ein frisches Triebschneebrett handelte, welches auf einer aufbauend umgewandelten Schicht aus kantigen Kristallen zu liegen kam. Vermutlich befanden sich in dieser schattseitigen, geschützten Rinne auch noch Reste von Oberflächenreif auf der Altschneeoberfläche. Diese frisch eingeschneite Schwachschicht zusammen mit dem spröden Triebschneepaket, stellten die Voraussetzungen für eine Schneebrettlawine dar.

 

Daten der meteorologischen Station am Sarstein. Der Ausschnitt links (roter Rahmen) zeigen die Daten vom Unfalltag, der rechte Asschnitt (gelber Rahmen) den Zeitraum 05.03 bis 17.03, rot markiert der Unfalltag).  Die Stationsgrafik unserer Wetterstation am Sarstein zeigt klare und kalte Verhältnisse in den Tagen vor dem Unfall. Am Tag vor dem Unfallereignis stieg die Temperatur in der Wetterstation leicht ins Positive, in der kalten NO-Exposition reichte die Erwärmung jedoch wahrscheinlich nicht aus um den Oberflächenreif komplett zu zerstören. Der danach auflebenede Wind lagerte Triebschnee darauf ab, welcher am Unfalltag zu einer heiklen Situation für Skitourengeher führte.
 
Der Stabilitätstest im Anbruchgebiet zeigte am Montag bereits eine Entspannung der Situation und brach nur noch mit Widerstand bei größerer Belastung. Durch die Erwärmung entspannte sich die Situation rasch. Quelle: LWD

Einsatzübung mit der AEG Murtal

Am Freitag den 9.3.2023 war der LWD eingeladen an der Einsatzübung der Alpinpolizei Murtal teilzunehmen. Im Mittelpunkt der Übung standen die Themen: Spurwahl, Tourenplanung und Schneedeckenuntersuchungen.

Die Tour führte vom Bretsteingraben aus auf den Kreuzkogel. Der LWD konnte sich zudem noch ein Bild machen über die spontanen Lawinen und deren Größen, die Anfang Februar abgegangen sind.

Anstieg auf den Kreuzkogel      Quelle: LWD

 

Die Lawinen, die sich Anfang Februar lösten erreichten den Talboden und rissen viele Bäume mit.   Quelle: LWD

 

Besonders viele Lawinen lösten sich aus den Ost- und Westrinnen.  Quelle: LWD

 

Die Schneelage in den Niederen Tauern ist noch hervorragend. Aufgrund der milden Witterung wurde der Schnee bis in die Gipfelregionen oberflächlich feucht. Quelle: LWD

Fachliche Gespräche über die Lawinensituation rundeten die gelungene Übung ab.

Erkundungsflug am 07.02.2023

Am 07.02.2023 wurde ein Erkundungsflug durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass es in den Schladminger Tauern, sowie in den Wölzer Tauern und im Gesäuse letztes Wochenende zu zahlreichen spontanen Lawinenabgängen gekommen ist. Besonders betroffen waren die Ostseiten. Die Lawinen haben bis auf die bodennahen Schwachschichten durchgeschlagen und deshalb gab es zahlreiche Größe 3 und 4 Lawinen. Aber auch in den anderen Expositionen wurden spontane Abgänge registriert.

In den südlichen Schladminger Tauern wurden viele spontane Lawinen registriert.

 

Meist erreichten die Lawinen die Täler und verschütteten auch Forststraßen.

 

Im Bereich Vordernberg gab es viele spontane Lawinen.