5. internationale Lawinensymposium Graz 2023

Gemeinsam für Sicherheit in den Bergen – Erfolgreicher Wissenstransfer und Zukunftsimpulse

Mit einer sehr beeindruckenden Beteiligung von weit über 600 Teilnehmern und 45 hochqualifizierten Vortragenden war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Die Organisatoren, Naturfreunde Österreich und Geosphere Austria, zeigten sich äußerst zufrieden mit dem Verlauf und den Ergebnissen des Symposiums.

Die Vielzahl der Vorträge ermöglichte einen umfassenden Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse, bewährte Praktiken und innovative Ansätze, die dazu beitragen können, die Sicherheit im winterlichen Gebirge zu erhöhen. Ziel dieser bedeutenden Zusammenkunft war es, die neuesten Erkenntnisse und Strategien im Bereich Lawinenschutz zu präsentieren und gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln, um Lawinenunfälle zu reduzieren. 

 Die breite Palette der diskutierten Themen reichte von technologischen Innovationen über präventive Maßnahmen bis hin zu Erfahrungsberichten aus der Praxis. Die fachlichen Diskussionen und der intensive Austausch zwischen den Teilnehmern, Experten und Vortragenden trugen dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen im Schnee- und Lawinenbereich zu entwickeln und effektive Lösungsansätze zu identifizieren.

Die Veranstaltung diente nicht nur als Plattform für Wissenstransfer, sondern förderte auch die Vernetzung von Experten und Interessierten. Diese gestärkte Gemeinschaft wird dazu beitragen, zukünftige Entwicklungen im Bereich Lawinenschutz voranzutreiben.

 

Über 600 Teilnehmer waren am 18.11.2023 dabei        Quelle: Geosphere Austria

 

 

45 Vortragende waren am 18.11.2023 in Graz          Quelle: Martin Edlinger

 

Die Gewinner der Preise                                       Quelle: Geosphere Austria

Weitere Schneefälle im November

Seit dem ersten Schnee am 3. November gab es sehr abwechslungsreiches Wetter in der Obersteiermark. Am 4.11. war es trocken, kalt und windig, wodurch der Neuschnee in den Hochlagen teilweise verfrachtet wurde. Weiter viel dann am 5., am 8. und 10. bzw. 11. November noch etwas Neuschnee bei unterschiedlichen Schneefallgrenzen. Insgesamt hat der erste Schnee typischerweise Rinnen und Mulden gefüllt und somit die Geländeunebenheiten etwas ausgebessert. Für erste Schwünge ohne Steinkontakt haben sich aber nur Wiesenhänge bzw. Skipisten gut geeignet.

Schneefahnen am Tamischbachturm am 4. November. (Quelle: foto-webcam.eu)

Diese Abfolge an Temperatur- und Wetteränderung prägt natürlich auch den Schneedeckenaufbau in den Hochlagen. Somit kann es sein, dass sich in einer kalten Schönwetterphase Oberflächenreif gebildet hat und dieser vom drauffolgenden Schneefall überdeckt wurde. Zusätzlich begünstigt der Windeinfluss die Bildung gebundener Schneetafeln, die bei Störungen der darunterliegenden Schwachschicht als kleine Schneebrettlawinen abgehen können.

Wetterparameter der Station Grimming seit Dienstag, 7.11. für sieben Tag. (Quelle: LWD Steiermark)

Seit Sonntag, 12.11., stiegen die Temperaturen wieder stetig an, wodurch der winterliche Anblick der Landschaft wieder davonschmolz und sich die bisherige Schneedecke deutlich setzte. Heute und Morgen, 14. und 15.11., gibt es wieder Niederschlag in der Obersteiermark und viel Wind, wobei die Schneefallgrenze heute noch über 2000m liegt und morgen früh – Mittwoch – dann bis auf 1300m abgesunken sein wird.  

Die Tauplitz am 14.November vormittags: Blick vom Schneiderkogel Richtung Traweng und Großsee (Quelle: bergfex)
Gesamtschneehöhe am 14. November um 9:00 Uhr in der Steiermark laut SNOWGRID. (Quelle: GeoSphere Austria)

Ausblick

Der Donnerstag gestaltet sich etwas ruhiger und trocken, ehe am Freitag weiterer Schneefall einsetzt. Samstagfrüh wird es bis in die Täler der Obersteiermark weiß sein. Bis inkl. Sonntag werden im Nordstaugebiet bis zu 50 mm Niederschlag, in den Gurk- und Seetaler Alpen um 15 mm Niederschlag erwartet, wobei dieser nur in den Hochlagen vollständig als Schnee fallen wird.

Akkumulierter Niederschlag bis Montag 0 Uhr laut ECMWF. (Quelle: GeoSphere Austria)

Turbulentes Wetter um Allerheiligen und erster nennenswerter Wintereinbruch

Nach dem bisher viel zu warmen Herbst mit neuen Temperaturrekorden setzte an den letzten beiden Oktobertagen extremer Südstau ein. In den südlichen Regionen Westösterreichs kam es durch die hohen Niederschlagsraten zu Murenabgängen, mit dem Starkregen sank die Schneefallgrenze rasch bis in höhergelegene Tallagen. Mit der Kaltfront und der nachfolgenden Winddrehung auf Nordwest schneite es bis zum Alpenostrand auf unter 1.600m herab.

Die Nordalpen (im Bild Blick vom Hochkar Richtung Hochschwabgebiet) präsentierten sich zu Allerheiligen mit einer geringmächtigen Schneedecke in höheren Lagen. Quelle: foto-webcam.eu

 

Nach kurzem Zwischenhoch zu Allerheiligen stellte sich an der Vorderseite eines Sturmtiefs über den Britischen Inseln abermals eine straffe Südwestströmung ein. Die Südstaugebiete Kärntens und Osttirols verzeichneten konvektiv durchsetze Dauerniederschläge, auch auf den steirischen Bergen fielen beachtliche Regenmengen, insbesondere in den Gurktaler Alpen und im Hochschwabgebiet, wobei die Schneefallgenze vorerst bei etwa 2.000m lag.

Mit dem Kaltfrontdurchgang in der Nacht zum 03.11. gelangten deutlich kältere Luftmassen in die Ostalpen, die Scheefallgrenze sinkt im Tagesverlauf bis in höhere Tallagen. Zusammen mit dem Schnee vom Allerheiligentag erreichen die Schneehöhen entlang der Nordalpen um 40 Zentimeter.

Der erste nennenswerte Winterinbruch der Saison 2023/24 sorgt für winterliche Bedingungen auf den Bergen der Nordalpen. Bild oben: Tauplitz (1650m), Bild unten: Hauser Kaibling (1860m). Quelle: Bergfex/Panomax
Um die 40cm Neuschnee, stellenweise auch etwas mehr fielen von gestern (02.11.) bis heute 09:00 Uhr. Quelle: GeoSpehre Austria
Die turbulenten Wetterverhältnisse der letzten Tage anhand der Daten der Station Planneralm. Sehr gut zu erkennen ist der Kaltfrontdurchzug in der Nacht auf den 03.11. mit Windrichtungswechsel, Temperatursturz und Neuschnee. Quelle: LWD Steiermark 

Ausblick

Am Samstag, den 04.11. sorgt ein Zwischenhoch für recht sonniges Wetter, allerdings setzt wieder kräftiger Südwind ein. Damit wird es zu vermehrter Triebschneebildung im Nordsektor kommen! Für Sonntag werden weitere Niederschläge prognostiziert, allerdings nur oberhalb von etwa 1.800m in Form von Schnee. In weiterer Folge ist aus heutiger Sicht vorerst keine massive Erwärmung bis in höhere Lagen zu erwarten.

Prognose der akkumulierten Neuschneesumme für die Planai (1758m). Die Unsicherheit ist jedoch ab kommendem Wochenende noch recht groß. 

Programm Symposium 18.11.2023

Vorankündigung 5. internationales Lawinensymposium


Das Risikobewusstsein im winterlichen Gebirge zu schärfen ist das Ziel des Internationalen Lawinensymposiums das am 18. November 2023 zum vierten Mal in Graz über die Bühne gehen wird.

Internationale ExpertInnen referieren über Neuigkeiten in der Schnee- und Lawinenkunde, berichten über aktuelle Ergebnisse der Lawinenforschung, geben Einblick in die organisierte Lawinenrettung und liefern Antworten zum risikobewussten Verhalten im winterlichen Gebirge.

Eine der Kernaufgabe der Naturfreunde Österreich als auch der Geosphere Austria (Lawinenwarndienst Steiermark und Niederösterreich) liegt darin, WintersportlerInnen über die alpinen Gefahren im winterlichen Gebirge zu informieren, zu sensibilisieren und zu schulen mit dem erklärten Ziel, dadurch Unfälle zu vermeiden.   

Das Lawinensymposium 2023 bietet dafür wieder eine ideale Plattform. Angesprochen sind alle interessierten WintersportlerInnen, die sich im freien winterlichen Gebirge als EinsteigerInnen oder ExpertInnen bewegen, sei es beim Schitourengehen, Freeriden oder Schneeschuhwandern.

 

Die Themen des Symposiums im Überblick:

• Schnee- und Lawinenkunde

• Lawinenprognose und Meteorologie

• Risikomanagement im winterlichen Gebirge

 

Wann: 18. November 2023, 9:00 bis ca. 17:00 Uhr


Wo: Graz, Arbeiterkammersaal, Strauchergasse 32, 8020 Graz 


Was: Vorträge in zwei Sälen (Schitourenthemen und Lawinenthemen), Workshops, Präsentationen div. Hersteller im Avalanche-Safety-Bereich


Wer: Veranstalter sind die Naturfreunde Österreich gemeinsam mit der Geosphere Austria

Anmeldung: https://akademie.naturfreunde.at/events/angebot/102220/104063

Vortragende (Stand Juli 2023):

 

Vortragsvorschau:

Egger Alexander, Bergrettung Österreich - Medizinische Aspekte des planmäßigen Lawineneinsatzes

Schröck Stefan u. Patschok Chris, Bergrettung Steiermark - Der Alpin Notruf

Edlinger Martin u. Kainersdorfer Alexander, Naturfreunde Österreich u. Bergrettung Steiermark - Notfall Lawine Kammeradenrettung – technisch als auch medizinisch betrachtet

Knaus Matthias u. Mitterer Susanne, Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit - Statistik Lawine

Ruetz Lukas, LWD Tirol - Gleitschnee- vs. Schneebrettlawine

Zenke Bernd u. Feistl Thomas, LWD Bayern - 30 Jahre Gefahrenstufe

Hummel Christoph, LWD Bayern - Schneedecke, Schneedeckentests

Pfingstner Reinhold u. Mössmer Gerhard, BSPA - Integrative Lawinenkunde, Einzelhang

Hellber Florian, DAV Sicherheitskreis - Überblick Strategien

Feistl Thomas, LWD Bayern - Einzelhang

Reiweger Ingrid, BOKU - Neues aus der Schnee- und Lawinenforschung 2023 – Welche neuen Erkenntnisse gibt es und welche Relevanz haben diese für die Praxis?

Daurer Riki - Lawinen und Soziale Medien

Mühlbacher Gudrun, Deutscher Wetterdienst - Klimawandel

Diggins Marc, LWD Schottland - "Scotland’s Winter Mountains: The landscape and recreation, managing avalanche hazard and the effects of climate change."

Rachoy Christian u. Ordner Stefan, LOLA - „Von der Schneedeckenuntersuchung am Berg bis zur Information an den Fahrgast -> so arbeitet die ÖBB-Infrastruktur AG in ihem Lawinenrisikomanagement“

Dobersberger Paul, Wyssen - WAC 3 Lawinenrisikomanagementsoftware im Praxistest

Hohenwarter Gerhart, Geosphere Austria, Bergwetter

Ortovox - Kartusche vs. elektronischer Airbag

Granig Matthias, Wildbach und Lawinenverbauung - Vorstellung des Open Source Lawinenmodells AvaFrame

Rohringer Hanna, UNI Innsbruck - Comparison and tracking of faceting around crusts in observed and modeled snow profiles

Kapper Kathrin, UNI Graz - RSnowAUT:  Nutzung von Satellitendaten für die Lawinendetektion und -vorhersage in Österreich

Walcher Matthias, Geosphere Austria - Entscheidungsbaum für Lawinenprobleme - Ein Tool zur einheitlichen Kommunikation

Lanzanasto Norbert u. Knoflach Marco, LOLA - Von der Beobachtung am Berg in Echtzeit zum Lawinenwarndienst – Geländebeobachtungen 2.0“ (Arbeitstitel)

Miterer Christoph, LWD Tirol - Projekt SnowKids - Faszination Schnee und Eis & Risiko Lawine

Eschner Johannes, TU Wien - 3D Echtzeitvisualisierung von Lawinenrisiko basierend auf hochauflösenden Geodaten

Gölles Thomas, UNI Graz - Das Potenzial von Automobilsensoren für die lokale Detektion von Lawinen im Rahmen des FFG Projects RSnowAUT

Binder Michael, ÖGSL - Modellentwicklung und -validierung für die Lawinenprognostik

Studeregger Arno, Geosphere Austria - Lawinenunfallanalyse