Extrem milder und schneearmer Februar!

Dieser Februar ist in Bezug auf die Temperaturen derzeit auf Rekordniveau! Die Abweichungen vom langjährigen Mittel liegen aktuell an den meisten Wetterstationen in der Steiermark bei +5 Grad. An der Station Aigen/Ennstal beträgt die durchschnittliche Jännertemperatur (1971-2000) -1,1 Grad, derzeit (18.02.) liegt das Mittel bei +6 Grad, was einer positiven Abweichung von 7,1 Grad entspricht. Auch die Niederschlagsmengen sind deutlich unterdurchschnittlich und erreichen gerade einmal 50 Prozent vom Soll. Sonne gabs aber dafür nicht mehr, auch die Sonnenstunden blieben unter dem langjährigen Schnitt. Man siehts, die Täler sind grün, eine geschlossene Schneedecke beginnt erst ober der Waldgrenze.

Ennstal mit Grimming am 16.02.2024. Quelle: OEBB/fotowebcam.eu

Schuld daran ist eine persistente zonale Wetterlage, also milde Luftmassen vom Atlantik. Zwar waren in dieser Westströmung immer wieder Fronten eigelagert, das Niederschlagspotential war aber meist gering und oft in Form von Regen bis auf über 2.000m hinauf.

Welche Auswirkungen hatte das auf die Lawinensituation in der Steiermark?

Das Hauptproblem war durch Gleitschneelawinen gekennzeichnet, das uns aufgrund des warmen Einschneiens im Frühwinter beschäftigte, aber sich vor allem durch den oftmaligen Regeneintrag noch verstärkte. Ergiebiger Schneezuwachs fehlte im Februar bisher gänzlich, nennenswerter Neuschnee (10-30cm nordalpin) fiel zuletzt zwischen 11. und 13.02. in Verbindung mit stärkerem Nordwestwind. In diesem Zeitraum entstand in Lagen über 1.800m auch störanfälliger Triebschnee, der keine ausreichende Bindung zur verharschten Altschneedecke entwickelte (vermutlich warm/kalt- Problem).

In Folge ereigneten sich einige Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung, die allesamt glimpflich verliefen.

Schneebrettabgang am 14.02.2024 an der Blaseneck-Ostseite. Foto: P. Sodamin
Große Schneebrettlawine am 13.02.2024 an der Südseite des Höchststein. Foto: K.Gössweiner

Danach wurde es wieder recht mild mit Höhepunkt am 16.02., an dem viele Lockerschneelawinen registriert wurden.

Lockerschneelawinen am 16.02.2024 an der Kreuzmauer-Haller Mauern. Foto: S. Krenn
ECMWF-Niederschlagsprognose bis Dienstag, 27.02.2024

Erkundungsflug Dachstein

Nach dem anhaltenden starken Wind wurde am Sonntag der windschwache Tag genützt um mit der Lawinenkommission Ramsau am Dachstein einen Erkundungsflug durchzuführen

Abbildung 1: Quelle LWD

Abbildung 1 zeigt Lockerschneelawinen, die am Sonntag spontan abgegangen sind. Während des gesamten Fluges wurden jedoch nur vereinzelt spontane Lockerschneelawinen gesichtet.

Abbildung 2: Station Eiskar - Quelle: LWD

Es wurden die meteorologischen Stationen am Dachstein besichtigt und kontrolliert. Abbildung 2 zeigt die meteorologische Station im Bereich des Eiskars.

Abbildung 3: Landesplatz bei der Station Eiskar - Quelle: LWD

Da es sich um einen sehr windschwachen Tag gehandelt hat, konnten wir direkt neben der Station Eiskar aussteigen und die meteorologische Station kontrollieren.

Während des Fluges über die Niederen Tauern konnten ältere Gleitschneeabgänge beobachtet werden.

Viele Auslösungen vergangenes Wochenende

Am vergangenen Wochenende (20./21.01.) herrschten ausgezeichnete Witterungsbedingungen. Dementsprechend groß war der Andrang von Tourengehern nicht nur in den steirischen Bergen. Kurz davor fiel bis zu 20 Zentimeter Neuschnee, allerdings auch in Verbindung mit Wind. Der Lawinenlagebericht gab für die meisten Gebirgsregionen oberhalb der Waldgrenze Gefahrenstufe 2 (mäßige Lawinengefahr) an, da von einer nur mittleren Schneedeckenstabilität mit einigen Auslösungen mittelgroßer Lawinen ausgegangen wurde. Zudem waren auch die Gleitschneelawinen wieder ein Thema.

Entsprechend groß war dann auch die Anzahl der gemeldeten Lawinen, die bis auf einen Unfall am Kaiserschild allesamt glimpflich verliefen. So gesehen hat sich aber wieder einmal mehr bestätigt, dass es auch  einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Tourengeher und der Häufigkeit von Auslösungen gibt. Die meisten Wintersportler sind nämlich am Wochenende unterwegs, insbesondere an jenen mit ausgezeichneten Wetterbedingungen nach Neuschnee so wie das vergangene.

Selbstauslösung am 20.01. auf dem Weg zum Festkogel (Gesäuse). Quelle: BR Admont
Schneebrett am 21.01. am SE-Hang Hochrettelstein. Quelle: AEG C.Huber
Schisuche am Hochrettelstein. Foto: LK Oppenberg, T. Gruber
Große Gleitschneelawine zwischen Hochrettelstein und Plannerknot. Foto: AEG C. Huber

Triebschnee als vorherrschendes Lawinenproblem der vergangenen und kommenden Tage

Seit dem Schneefall am vergangenem Wochenende (6. und 7.1.) haben sich im Steirischen Bergland winterliche Temperaturen festgesetzt und das bis dahin vorherrschende Gleitschneeproblen hat sich langsam entschärft.  

Gleichzeitig führte der zunächst bei Windstille gefallene Neuschnee, der ab Sonntag durch starken Nordwestwind und ab Dienstag durch Ost- und Südwind in alle Expositionen verfrachtet wurde, zu einem Triebschneeproblem. Insbesondere im Süd- und Ostsektor wurden zahlreiche Schneebrettlawinen beobachtet (teilweise spontan, teilweise durch Tourengeher/innen ausgelöst), die meist klein oder mittelgroß waren, vereinzelt aber auch größere Ausmaße annahmen. 

Kleine bis mittelgroße, spontane Schneebrettlawine am Osthang vom "Punkt 2100m" in den Wölzer Tauern.   
Größere Schneebrettlawine (durch Sprengung ausgelöst) am überwiegend schattigen, steilen Osthang der Gläserkoppe in den Wölzer Tauern. Hier ging nicht nur die oberste, frische Triebschneeschicht als Schneebrettlawine ab, sondern es wurde das Schneedeckenfundament mitgerissen, was auf ein Altschneeproblem hinweist. 

Vereinzelt, wie am obigen Foto, war nicht nur die oberste, frische Triebschneeschicht betroffen, sondern auch tiefer liegende Schwachschichten, die durch aufbauende Umwandlung der Schneekristalle rund um Harschkrusten oder direkt über dem Boden entstehen. Das ist ein deutlicher Hinweis auf ein beginnendes Altschneeproblem in schattigen, steilen Hängen der Hochlagen. 

In den kommenden Tagen ist insbesondere zu beachten, dass durch den Südwind am Dienstag und Mittwoch auch nordseitig frische Triebschneeablagerungen entstanden sind, die teilweise durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden können!  

Ein Rückblick zum Jahreswechsel

Nach den ergiebigen Schneefällen kurz vor Weihnachten gingen die Niederschläge ab dem 23.12. langsam in Regen über. Die Schneefallgrenze stieg dabei bis gegen 2.500m an und hinterließ in der Schneedecke deutliche Spuren in Form von Rillen und Dellen. 

Die wellige Struktur der verharschten Altschneeoberfläche wurde in der Neujahrsnacht von einer dünnen Neuschneeauflage überdeckt, die schlecht auf dem glatten Untergrund bindet.

Mit dem stürmisch auffrischenden Westwind kam es während der Neujahrsnacht auch zu frischen Triebschneeansammlungen, vorwiegend im ostseitigen Gelände (Nordost bis Südost) hinter Geländekanten.

Regenrillen vom weihnachtlichen Tauwetter

Ein nach wie vor anhaltendes Problem geht vom Schneegleiten aus: mit der Kombination aus frühem Einschneien, mehrmaligem Regeneintrag und relativ milden Temperaturen kommt es immer wieder zu Abgängen auch von größeren Gleitschneelawinen. Die Lawinenaktivität beschränkt sich dabei vor allem auf das sonnseitige, grasdurchsetzte Steilgelände, doch wurden vereinzelt auch Abgänge in schattseitgen Geländeabschnitten registriert.

Dieses Phänomen wird uns voraussichtlich durch den ganzen Winter begleiten und könnte sich bei größerem Schneenachschub auf die aperen Hangflächen wieder verstärken.

Südseitige Gleischneelawinen-Aktivität im Bereich der Wölzer Tauern

Weiterer Schneezuwachs zeichnet sich erst für das kommende Wochenende ab, dazu wird es dann langsam wieder kälter. Ob es sich dabei um ergiebige Niederschläge handeln wird, bleibt allerdings noch abzuwarten. 

Bild ECMWF-Niederschlagsprognose bis Donnerstag, 11.01.2024