Kalt-warm gabs während dieser turbulenten Woche!

Die abgelaufene Woche war von sehr wechselhaften Witterungsbedingungen mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Schneedeckenaufbau geprägt.

Am Ende der Ersten Februarwoche wurde es ungewöhnlich warm, die Schneedecke wurde bis in die Hochlagen feucht und sonnseitig firnig. Zu Wochenbeginn kam es dann vor allem in den südlichen Gebirgsgruppen zu ergiebigeren Niederschlägen, wobei es anfangs bis auf knapp 2.000m hinauf regnete. Deutlich geringer fielen die Niederschläge alpennordseitig aus, allerdings fiel auch hier anfangs Regen oder feuchter Schnee. In der Folge kühlte es deutlich ab, zu Wochenmitte (10.02.) schneite es abermals auf eine inzwischen stark verharschte Schneedecke. Es folgte unter Zufuhr kontinentaler Arktikluft ein Temperatursturz von etwa 15 Grad im Gebirge. Dazu wehte stürmischer Nordwind, der nur am 12.02. vorübergehend abflaute und danach wieder stärker werdend auf Nordost bis Ost drehte.

Temperaturverlauf an der Station Dachstein. Hier urde am 13.02. mit -29,4 Grad der tiefste Wert Österreichs in diesem Winter gemessen
Windverhältnisse an der Station Dachstein. Quelle: LWD

Der ganze für die Triebschneebildung zur Verfügung stehende Schnee fiel eigentlich nur am 10.02. und das war meist nicht viel (mit Ausnahme im Bereich der neuschneereicheren Turrach). Bei äußerst niedrigen Temperaturen und böigem Wind aus dem Nordsektor wurde dieser Schnee mehrmals umgelagert, es entstanden viele, meist kleinräumige Triebschneefelder, bevorzugt im Südsektor sowie kammnah. Die Verbindung zum darunterliegenden Harschdeckel wurde dabei zunehmend schlechter (wärmerer Harschdeckel/kältere Triebschneeauflage).

Weiche Schneeschicht an der Verbindung Harschdeckel/Triebschneeauflage. Quelle: LWD

Inzwischen wurden einige Selbstauslösungen vorwiegend im südausgerichteten Gelände registriert. Trotz Sonnenscheins ist es einfach derzeit zu kalt und zu trocken, als sich die Schneedecke hier setzten kann. Die kalten Temperaturen konservieren einfach die vorherrschenden Lawinenprobleme (kalt auf warm als Schwachschicht).

Also Vorsicht, auch wenns so aussieht, dass durch das mehrtägige Schönwetter schon eine Entspannung eingetreten wäre!

Nicht zu vergessen sind auch die Altschneeprobleme im schattseitigen Gelände! Auch hier gibt es durch den konservierenden Temperatureinfluss wohl noch länger keine Entspannung!

 

Schneebretter am Plankogel. Quelle: LWD
 
Schneebretter am Plankogel. Quelle: LWD
 
Schneebrett an der Stuhleck S-Seite. Quelle: LWD
 
Von Schifahrer ausgelöstes Schneebrett in der Roten Rinne - Eisenerzer Reichenstein. Quelle: LWD
 
Wechten am Siebenbrunnerkogel-Hochschwab, im Südhang darunter weicher Triebschnee. Quelle: LWD

Tödliches Lawinenunglück am Greim - Update

Der tragische Unfall am Sandkogel ereignete sich, als zwei Tourengeher bei der Abfahrt Richtung Greimrinne queren wollten. Dabei löste sich eine große Schneebrettlawine (Anriss ca. 700m lang, Auslauf etwa 750m). Schneedeckenuntersuchungen im Nahebereich der Lawine zeigten ein ausgeprägtes Altschneeproblem, dass voraussichtlich die ganze Saison andauern wird.

 

Nahezu das gesamte Ostkar des Sandkogels ist abgegangen. Große Lawinen sind characteristisch für das Altschneeproblem, bei dem Schwachschichten oft großflächig im Schneedeckenfundament vorhanden sind. Quelle: BMI

 

Ein Schneeprofil im Nahebereich des Unfallhanges am 16.1. aufgenommen zeigt, dass weiche Schichten aus kantigen Kristallen das Schneedeckenfundament schwächen. Solche Schwachschichten sind oft großflächig vorhanden und können daher für große Lawinen verantwortlich sein. Quelle: LWD Stmk. 

 

Ein Blick in das LAWIS-System, in dem aktuelle Schneeprofile abrufbar sind und zahlreiche weitere Schneebrettlawinen seit dem 15.1. bestätigen diese Annahme.  

Ausgeprägtes Altschneeproblem in Kombination mit frischem Triebschnee

Am Wochenende sorgte Triebschnee in Kombination mit einem schwachen Schneedeckenfundament in der Steiermark für viele von Skifahrern ausgelöste Schneebrettlawinen. Betroffen waren vor allem die Niederen Tauern, vereinzelt aber auch die Nordalpen.

Exemplarisch beschreiben wir hier eine Schneebrettlawine, die von einer Gruppe Tourengeher in den Seckauer Tauern am Samstag ausgelöst hat.

 

Überblick über die Lawine, die südseitig etwas über 1900m nahe des Schaunitztörls in den Seckauer Tauern ausgelöst wurde. Quelle: BMI/LWD

Unmittelbar im Anrissbereich wurde von der Alpinpolizei (AEG Murtal) und der Bergrettung (ÖBRD Knittelfeld) ein sehr lehrreiches Schneeprofil aufgenommen.

Bergrettung und Alpinpolizei bei der Schneedeckenuntersuchung direkt am Anriss. Quelle: AEG Murtal/ÖBRD Knittelfeld.
 
Quelle: AEG Murtal/ÖBRD Knittelfeld

Das Profil zeigt den gebundenen Triebschnee der vergangenen Tage auf einer weichen Harschkruste, unter der eine ausgeprägte Schwachschicht aus kantigen Kristallen liegt. Die Schneebrettlawine wurde höchstwahrscheinlich in einem Bereich mit weniger Schnee als im Profil abgebildet, also im Randbereich der Rinne ausgelöst.

Diese Schwachschicht ist derzeit in den steirischen Bergen über etwa 1800m verbreitet vorhanden. Das verharschte, stabile Fundament darunter (die untersten 45cm im Profil) haben wir der sonnseitigen Exposition zu verdanken. In höheren Lagen und schattseitig enthält auch das Fundament Schwachschichten und Schwimmschnee direkt über dem Boden, was den Schneedeckenaufbau zusätzlich schwächt. Weitere Schneeprofile und Beschreibungen von Lawinenereignissen des Wochenendes können unter „Aktuelles --> LAWIS“ auf der Homepage des Lawinenwarndienstes nachgelesen werden.

Wir haben es also mit einem ausgeprägten Altschneeproblem zu tun und dieses wird uns noch längere Zeit erhalten bleiben. Auch wenn in den nächsten Tagen die Erwärmung eine Entspannung der Situation bringen dürfte und die Schwachschichten nicht mehr so leicht störbar sein werden, wird es vermutlich für den Rest der Saison in den Einfahrten zu schattigen Rinnen und generell in den Hochlagen im Übergang von wenig zu viel Schnee Gefahrenstellen geben, die von außen nicht leicht zu erkennen sind und sich auch nicht durch die typischen Gefahrenzeichen ankündigen. Ab und zu ein kurzer Blick in die Schneedecke kann helfen diese Gefahrenstellen zu erkennen. 

Tödliches Lawinenunglück am Greim

Am Freitag ereignete sich am frühen Nachmittag ein tödliches Lawinenunglück nahe des Greim in den Wölzer Tauern, bei dem eine Person ums Leben kam.

Das Unglück ereignete sich am Osthang des dem Greim vorgelagerten Sandkogel. Zwei Tourengeher lösten eine Schneebrettlawine aus, wobei auf einer Breite von 400 bis 500 Meter der gesamte seit Dienstag gefallene Triebschnee auf der Altschneedecke abglitt.

Sandkogel Ost, Übersicht über die Lawine. Foto: BMI

Eine detailliertere Aufarbeitung der Ursachen dieser Lawine folgt in Kürze.

Schneebretter Stuhleck

Lawinenunfälle Stuhleck:

Am 07.01.2021 und am 08.01.2021 ereigneten sich im Steinkorb zwei Lawinenunfälle. Beide Unfälle sind glimpflich ausgegangen.

Am 07.01.2021 hat eine Person in der Abfahrt auf einem SO Hang eine Lawine ausgelöst und ist ca. 150m mitgerissen worden. Sie wurde nicht verschüttet, jedoch Teile der Ausrüstung.

Nur ca. 70m entfernt ereignete sich am 08.01.2021 ein zweiter Abgang. Eine  fünfköpfige Gruppe war gerade im Aufstieg, als sie das Schneebrett zur Auslösung brachte. Drei Personen rutschten mit den Schollen mit.

Kurzanalyse:

Wie kam es zu den Unfällen? Im Bereich des Stuhlecks liegt ja nicht gerade viel Schnee. Blicken wir auf die nächstgelegene meteorlogische Station am Hochwechsel, dadurch können wir das Rätsel lösen:

Abbildung 1: meterologische Messdaten von der benachbarten Station Hochwechsel

 

Die Niederschlagsdaten zeigen, dass es in der zweiten Nachthälfte von 05.01. auf 06.01.2021 Niederschlag gegeben hat. Insgesamt sind im Bereich Stuhleck ca. 20cm Neuschnee gefallen. Der Südwind transportierte den kalten flockigen Schnee in den West- und Nordsektor. Danach drehte die Windrichtung auf West und die südostausgerichteten Hänge des Steinkorbs wurden somit mit dem kalten Triebschnee eingeweht. Es herrschten optimale Verfrachtungsbedingungen: kalter Schnee und Windgeschwindigkeiten zwischen 40 und 60km/h. Der Triebschnee lagerte sich auf eine dünne Schmelzharschkurste ab, die zuvor aufgrund der Sonneneinstrahlung entstanden ist. Darunter lag eine Schicht mit kantigen Formen (umgewandelter Oberflächenreif, welcher von 31.12.2020 auf 01.01.2021 entstanden ist). Aufgrund des vorliegenden Schneedeckenaufbaues (sie Profil) konnten die Schneebretter ausgelöst werden. 

Abbildung 2: Schneebrett vom 07.01.2021

Abbildung 3: Schneebrett vom 08.01.2021

Abbildung 4: Lawinengröße vom 08.01.2021