Lawinensituation zwischen 05. und 08.03.2020
Nach einem bisher recht ruhigen Winter mit österreichweit wenigen Lawinenereignissen kam es am Ende der ersten Märzwoche in der Steiermark zu mehreren Schneebrettauslösungen mit Personenbeteiligung, wobei der Höhepunkt der Unfälle am Sonntag, 08.03. registriert wurde.
Grund dafür war einerseits der ungünstige Schneedeckenaufbau in dieser Zeit sowie andererseits der erste Tag mit perfekten Wetter- und (Pulver)-Schneebedingungen, der auf ein Wochenende fiel und dementsprechend viele Tourengeher in die Berge lockte.
Wettersituation:
Der März begann trüb mit unergiebigen Schneefällen in den Nordalpen und Niederen Tauern, immer wieder erreichten in dieser Zeit atlantische Störungszonen die Obersteiermark. Dabei stellte sich eine Abfolge von Warm- und Kaltfronten ein, begleitet von einem permanenten Wechsel der Windrichtung zwischen Südwest und Nordwest. Die damit verbundenen Niederschläge waren jedoch nur wenig ergiebig, bis zu 25cm Neuschnee wurden etwa am 02.03. gemessen.
Vor Erreichen einer Warmfront eines Italientiefs klarte es in der Nacht von 04. auf 05.03. auf, im windgeschützten Gelände konnte sich dabei Oberflächenreif bilden. In der Nacht vom 05. auf 06.03. setzten dann Niederschläge ein, die bis zum Vormittag des 07.03. anhielten und von einem markanten Wind- und Temperatursprung begleitet wurden. Insgesamt fielen in diesem Zeitraum ca. 35cm Neuschnee bei zunehmend starkem Nordwestwind. Nach dem Abzug des Tiefs Richtung Balkanhalbinsel stellte sich am Sonntag, den 08.03. im Zuge eines Zwischenhochs eine kurze, sonnige Wetterphase ein.
Lawinenrelevante Schneesituation:
Für den ungünstigen Schneedeckenaufbau kamen daher zwei Wetterfaktoren in Betracht: Einerseits der Oberflächenreif und andererseits der Wind-/Temperaturwechsel während der letzten Niederschlagsphase.
Die Abbildung der Lawinenstation Lachtal zeigt, dass nach der Strahlungsnacht tagsüber bei steigenden Temperaturen mäßig starker, laminarer Südwestwind wehte und es sich zu Mittag von Süden her eintrübte. Die Frage ist daher, ob der Reif diese Phase großflächig überdauern konnte.
Beim darauffolgenden Niederschlagsereignis fiel der Schnee zu Beginn mäßig kalt bei etwa -3 Grad in 1.700m. Am 06.03. stieg die Lufttemperatur bis um Mittag über die Nullgradgrenze, der gleichzeitige Windwechsels von Südwest auf Nordwest fand unter praktischer Windstille statt. Bei rasch stärker werdendem Nordwestwind und sinkenden Temperaturen setzte dann weiterer Schneefall ein. Nach Niederschlagsende kam es am Samstag bei teils stürmischen Nordwestwind zu Schneeverfrachtungen bzw. zur Triebschneebildung.
Mehrere Schneeprofile zeigen, dass innerhalb der Neuschneeauflage eine weichere Schneeschicht mit größeren Kristallen eingelagert ist, die auf Schneefall bei windschwachen Verhältnissen und höheren Temperaturen entstanden sein muss. Mancherorts fand sich auch eine dünne Harschkruste im Neuschnee, die sich möglicherweise durch höherreichenden Regen gebildet hatte.
Von den zwischen 06. und 08.03. in der Steiermark registrierten 15 Schneebrettlawinen waren 7 mit Personenbeteiligung. Bis auf einen Abgang wiesen alle Südexpositionen auf.
Beim Lawinenunglück auf der oberösterreichischen Seite des Dachsteins, bei dem 5 Schneeschuhgeher tödlich verunglückten, ging allerdings der nordseitige Hang unter der Randkluft ab. Zum genauen Unfallhergang laufen noch die polizeilichen Ermittlungen.